Es sind nun einmal die Gemeinden und Städte, die festlegen, wo was und wie in ihrem Gebiet gebaut werden darf. Das erlaubt ihnen die kommunale Planungshoheit. Ob die immer mit der notwendigen Sachkunde, bar von Eigeninteressen und mit Rücksicht auf Nachbar-gemeinden ausgeübt wird, sei hier dahingestellt.
Dass nun, ausgelöst durch einen Bebauungsplan in Hamburg, der keine Einfamilienhäuser zulässt, der Grünen-Politiker Anton Hofreiter sich in einem Interview etwas missverständlich ausgedrückt hat, hat in der sich gerne laut äußernden deutschen Öffentlichkeit für Aufregung gesorgt. Warum?
Nicht zuletzt durch die freiheitberaubenden Corona-Maßnahmen, die nun seit bald einem Jahr andauern, scheint die Akzeptanz gegenüber Bevormundung immer geringer zu werden. Und nun will Bill Gates den reichen Industrieländern auch noch das Fleisch auf dem Teller und die Wurst auf dem Brot verbieten.
Nüchtern betrachtet geht es bei der Diskussion um das Einfamilienhaus auch um die Toleranz gegenüber der Vielfalt an Lebensentwürfen, Lebensformen und Wohnformen. Natürlich schont eine verdichtete Bauweise Grund und Boden und die Umwelt. Aber das tut zu Fuß gehen, Fahrrad fahren und auf Fleisch verzichten auch. Und dennoch tut es nicht jeder. Und man kann und will auch nicht jede und jeden dazu zwingen.
Während der weltweite Trend eindeutig in Richtung der Städte geht und in den nächsten 10 Jahren bis zu 75 % der Menschheit dichtgedrängt in Städten leben wird, wird ebenso das Leben auf dem Land und in Vorstädten in weniger dichten Agglomerationen zulässig sein und bleiben. Gerade Corona hat uns gezeigt, dass diese Wohnform ihre Vorteile hat.
Es gibt darüber hinaus gute Gründe, im Grünen wohnen zu wollen. Und sei es nur für eine bestimmte Lebensphase. Wer die Nähe zur Natur liebt, Kindern unmittelbare Spielflächen und gesunde Luft bieten möchte, Haustiere und Pflanzen liebt, auch außerhalb bestimmter Zeiten musizieren und feiern möchte, schätzt das Einfamilienhaus. Das wiederum muss auch gar nicht freistehend sein, sondern kann als Reihenhaus oder Doppelhaus genauso seine Vorteile entfalten.
Kontraproduktiv sind hier allerdings die immer beliebteren Steingärten, die das Grundstück mehr oder weniger versiegeln. Doch auch hier können Bebauungspläne und Ortssatzungen korrigierend eingreifen. Deshalb mein Aufruf:
Leben und leben lassen, raus aus dem Schwarz-Weiß-Denken und hinein in die Vielfalt und Buntheit des Lebens!
Alexander Schwab
Präsident der VfA