Am 14.6.2021 präsentierte Prof. Florian Nagler bei der VfA München – Südbayern seine Forschungsergebnisse und Forschungsprojekte zu dem Thema „Einfach Bauen“. Dank der neuen digitalen Möglichkeiten von Videokonferenzen konnten Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland den Vortrag verfolgen und Fragen stellen.
Am Beispiel eines Gymnasiums, das er in Holzbauweise geplant hatte, verdeutlichte er, wie komplex und übertechnisiert dieses Gebäude schließlich geworden ist, um alle Vorschriften zu erfüllen. So hatte der Standardwandaufbau z.B. insgesamt 11 Schichten. In einem riesigen Untergeschoss (aus Beton) war die komplizierte Heiz- und Lüftungstechnik untergebracht, die digital gesteuert wird, immer wieder nachjustiert und optimiert werden muss.
Sowohl aus tiefer Überzeugung, dass wir uns in der „westlichen“ Zivilisation mit unserer Art zu wohnen und zu bauen weit von den notwendigen Grundbedürfnissen entfernt hätten und damit unsere Erde auf Dauer zerstören, als auch aus solchen Schlüsselerlebnissen, versucht Florian Nagler das Bauen wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Dies konnte er sehr lebendig am Beispiel seines Forschungsprojektes in Bad Aibling erläutern, bei dem er drei sehr ähnliche Wohngebäude in unterschiedlicher Bauweise errichten lassen hat: eines aus Holz (mit Stahlbetondecken), eines aus Dämmbeton (ohne Stahl in den Wänden und über Öffnungen) und eines aus Ziegel. Viele Wohnungen sind vermietet, wenige bleiben zu Forschungszwecken leer.
Einige seiner Erkenntnisse seien hier kurz erwähnt: Er stellte fest, dass Behaglichkeit auch durch ein ausgewogenes Verhältnis von Raumhöhe (mind. 3 Meter) und Belichtung (>1/8 der Grundfläche, jedoch mit Brüstung) entsteht. Die in seinen Gebäuden verbaute enthaltene graue Energie errechnete er für den Lebenszyklus und verglich diese mit heute üblichen Niedrig-energiebauweisen. Das Ergebnis verblüffte, weil seine Versuchsgebäude den Vergleich mit Niedrigenergiegebäuden nicht scheuen müssen. Er zeigte auf, dass oft rechnerisch sehr gute Gebäude durch das Nutzerverhalten, welches in seine Studie mit einfließt, in der Praxis deutlich schlechter abschneiden. Es handelt sich dabei um den inzwischen allgemein bekannten Performance Gap.
Wer sich dazu weiter informieren möchte, findet mehr auf: www.einfach-bauen.net
Alexander Schwab